GROSSER WÜRDIGUNGSPREIS DER REPUBLIK ÖSTERREICH 2004
In Anerkennung herausragender Leistungen auf dem Gebiet grenzüberschreitender Kulturarbeit wurde der Kulturbrücke Fratres der Große Würdigungspreis der Republik Österreich 2004 zuerkannt. Der Festakt fand am 1. Dezember im überfüllten Saal des Palais Porcia in Wien statt. Die Preisverleihung nahm der Staatssekretär für Kunst und Kultur, Franz Morak, vor. Die Laudatio hielt die Schriftstellerin Lotte Ingrisch. Es spielte das Erwin-Schulhoff-Quartett.
AUS DER LAUDATIO VON LOTTE INGRISCH:
„…Eine Brücke, die nicht nur Kulturen verbindet. Sondern die Fragmente des menschlichen Geistes. Traum und Wirklichkeit, Irreales und Realität, Wissenschaft und Kunst. Beides voneinander getrennt zu haben, ist die Sünde unserer Zivilisation. „Ich bin Mathematiker“, schreibt Norbert Wiener, Vater der Kybernetik, in seiner Autobiographie .“Das heißt, ich bin Künstler!“ (…) Es gibt weder richtige, noch falsche Theorien. So wenig, wie es richtige oder falsche Musik gibt. Wer die Künste von den Wissenschaften trennt, hat nichts von ihnen verstanden. Überhaupt nichts. Sie sind nie absolut, und sie sind keine Gegensätze. Sondern Instrumente der Erkenntnis, auf denen wir unsere Melodien spielen.
Das Triumvirat von Fratres, nämlich Coreth, Mastnak und Schwendinger, hat es erkannt und getan. Die Universität auf der Wiese, der Konzertsaal im Wald, eine Brücke über die Welten. Auf den Instrumenten von Fratres werden meine Lieblingsmelodien gespielt.“
AUS DER DANKESREDE VON PETER CORETH:
...Es sollte uns auffallen, daß tausende Familien in unserer Region dabei sind, ihre Lebensgrundlage zu verlieren, und daß man darauf auch kulturpolitisch reagieren muß! Ganze Bevölkerungsgruppen diesseits und jenseits der Grenze begreifen sich als Verlierer einer ökonomischen oder gesellschaftlichen Umwälzung. Und das erzeugt Zukunftsangst, die sich leider ganz leicht in Feindbilder verwandeln lässt. (…) Mit der Transformation von Weltbildern, politischen Systemen und Märkten gehen immer Orientierungsverluste einher. Worauf es ankommt, ist, daß dieses Vakuum kulturell aufgefüllt wird! Dazu bedarf es einer sinnstiftenden Kulturarbeit, die Lebensfragen aufgreift. Und es bedarf einer Kunst, die nicht bloß Ablenkung ist, nicht bloß Verzierung des Lebens, sondern Denkanstoß, Weiterentwicklung unserer Identität, Beistand im Veränderungsprozeß: eine Kunst also, die ergreift und bewegt, weil sie Teil des Lebens ist. (…) Hier sehen wir für uns eine Aufgabe, die wir konsequent wahrnehmen wollen: mit anspruchsvollen, zu wenig beachteten Themen, mit interdisziplinären Fragestellungen, oft experimentell, respektlos kritisch, manchmal auch widerständig und politisch unliebsam, immer jedoch inspiriert von dem Wunsch, Verwandlungen durch Kunst zu ermöglichen! (…) Kultur dieser Art zu veranstalten, ist nicht zuletzt ein Riesenvergnügen! Gehen Sie also davon aus, daß Ihnen die unbequeme Stimme aus dem Nordkap Österreichs noch länger erhalten bleibt.“